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Objects in Dialog

Technik ist stets Ausdruck ihrer Zeit. Sie entsteht im Spannungsfeld von Notwendigkeit, Erfindungskraft, gesellschaftlichen Wandel und kulturellem Kontext. Was heute als selbstverständlich gilt, war vor 100 Jahren oft revolutionär und kann morgen bereits wieder überholt sein.

Der Blick auf die Objektpaare erlaubt deshalb nicht nur ein tieferes Verständnis ihrer jeweiligen Funktion, sondern auch der Denkweisen, Werte und Bedürfnisse, die sie hervorgebracht haben. Jedes Paar erzählt eine Geschichte - von technologischem Fortschritt, gestiegenem Komfort oder Effizient, aber auch von Veränderungen in Herstellung, Materialität, Handhabung und Nutzungskultur. Entdecken Sie ein Jahrhundert technischer Entwicklungen im Spiegel unserer Zeit.

Mathematische Flächen heben ab

Mathematische Modelle - Flächen, Bj. vor 1911, Inv.-Nr.: 6461
Mathematische Modelle - Flächen, Bj. 2018, Inv.-Nr.: 2018-365T3
Ende des 19. Jahrhunderts beginnt man mathematische Flächen im Raum mit Hilfe von Modellen sichtbar zu machen. Hier trägt ein massiver Gipskörper die verschraubte Fläche.

Über 100 Jahre später ermöglicht die Lasertechnik eine realitätsgetreuere Darstellung - selbst von Flächen mit nur durch Spitzen verbundenen Bereichen.

Ideenreichtum bei der Wahl der Materialien

Tasse aus Nymphenburger Porzellan, 1930, Inv.-Nr.: 8028
Espressotasse aus einem Dispersionsverbundwerkstoff, 2020, Inv.-Nr.: 2020-270
Die Espressotasse aus einem Dispersionverbundwerkstoff stammt aus dem Jahr 2020. Sie besteht aus Kaffeesatz, der mit einem abbaubaren Biopolymer verklebt wurde. Tatsächlich sind Verbundwerkstoffe schon seit der Antike bekannt. Porzellan wurde in Deutschland 1708 in Meissen das erste Mal hergestellt.

Aufheben, Wiederbefüllen, Recyceln?

Ananas-Saft Heine & Co. AG, 1901, Inv.-Nr.: 2012-1539
Recycling-Tasche aus Saft-Tüten, 2013, Inv.-Nr.: 2017-308
Die Tasche wurde in Manila aus weggeworfenen Safttüten gefertigt. Über 500 Frauen verdienen dort als Anteilseignerinnen einer Kooperative ihren Lebensunterhalt. Benannt nach dem philippinischen Wort für Müll basura vertreibt die kanadische Firma Bazura Bags die Taschen in über 20 Ländern.

Von der traditionell-handwerklichen Fertigung zur vollautomatischen Herstellung

Champagner-Flaschenblasmaschine, 1905, Inv.-Nr.: 62106
IS Maschine der 1960er Jahre zur Glasherstellung, um 1964, Inv.-Nr.: 78297
Flaschen wurden früher an der Lampe geblasen. Mit den automatisierten Verfahren des 20. Jh. eroberten Einwegflaschen den Markt. Die Champagner-Flaschenblasmaschine aus dem Jahr 1905 funktioniert halbautomatisch. Die IS-Maschine aus dem Jahr 1964 funktioniert bereits vollautomatisch.

Mikrofone werden federleicht

Kadophon, Inv.-Nr.: 2003-474
Nackenbügel-Kondensatormikrofon, 2025
100 Jahre Entwicklung verlieren 100-fach an Gewicht. Schon das 5 Kilogramm schwere Kathodophon von 1925 erreichte recht gute Wiedergabetreue, doch wird „High-fidelty“ heutzutage mit solch einem dezenten Nackenbügelmikrofon erzielt. Mit seinem Gewicht von nur 6 Gramm kann es bequem über den Ohren getragen werden und bleibt dabei für den Sprecher/die Sprecherin meist unbemerkt.

Brechungsindex

Refraktometer nach Abbe, Inv.-Nr.: 1986-148
Digitales Refraktometer, Inv.-Nr.: 2019-524
Licht breitet sich in verschiedenen Substanzen unterschiedlich schnell aus. Wir sehen dies wenn Lichtstrahlen an einer Wasseroberfläche abgelenkt, gebrochen werden. Der Brechungsindex ist eine feste Größe einer Substanz und hilft, eine Substanz genau zu bestimmern. Daher wird er im Chemielabor häufig gemessen.

Mit jedem Objekt, das entwickelt wird und mit jeder alten Technik, die aus dem Alltag verschwindet, entstehen neue Geschichten, Herausforderungen und Chancen. Die Gegenüberstellung von historischen und modernen Objekten verdeutlicht Fortschritte und Innovation der letzten 100 Jahre und wirft vor allem in einer Zeit in der unseren Alltag in immer kürzeren Abständen durch technische Entwicklungen verändert wird Fragen auf wie wir diese zukünftig gestalten wollen.