Projektleitung: Dr. Andrea Geipel
Die Idee zum Meaning Making Programm entstand im Frühjahr 2020, als die Museen in Folge der Corona Pandemie schließen mussten und plötzlich die digitalen Angebote in aller Munde waren. Museen mussten auf die Schnelle bereits bestehende Angebote ausbauen oder diese aus dem Nichts heraus entwickeln. Dabei sind viele wunderbare und kreative Vermittlungsformate entstanden und die Diskussion rund um die Frage, in welcher Form wir eigentlich digital Inhalte vermitteln wollen rückte in den Fokus. Was fehlte, war allerdings die Zeit in Ruhe zu reflektieren, was sich durch Corona verändert hatte - eine neue Wertigkeit digitaler Angebote, die generelle Verlegung von Kommunikation in den digitalen Raum und Fragen dazu welche Themen eigentlich Kultureinrichtungen in einer Pandemie verhandeln sollten.
Die erste Staffel füllten wir mit Inhalten, die uns selbst beschäftigten - wie zum Beispiel die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten wollen oder wie wir digitale Angebote zugänglich gestalten können. Aus der "Selbsthilfegruppe" wurde ein interaktiver Kurs, ein Netzwerk und schließlich ein Programm. Zentral war für uns der Blick über den Tellerrand hinaus: raus aus der Museumswelt mit internationalen Expert*innen. Meaning Making fand und findet deshalb auf Englisch statt und lädt ganz bewusst auch Interessierte aus anderen Arbeitsbereichen und anderen Ländern ein sich aktiv am Programm und am Austausch zu beteiligen.
Banner der ersten Staffel von Meaning Making 2020 (Bild: Deutsches Museum)
Ein Großteil der Konzeption und Planung für dieses Programm erfolgte (und erfolgt immer noch) virtuell. Am Anfang stand die Zusammenarbeit zwischen unserer Mitarbeiterin, Andrea Geipel und unserem externen Partner, Abhay Adhikari. Bereits im April 2020 litten wir, wie vermutlich viele, unter Zoom-Müdigkeit, als wir mit der Planung für Staffel 1 von Meaning Making begannen. Der Zweck des Programms war es, unsere Teilnehmenden in den Prozess der Reflektion einzubinden, gemeinsam neue Wege des Digital Storytelling zu diskutieren, aber auch zu unterhalten. In Anlehnung an die in der Pandemie noch mehr konsumierten Online-Serienformate nannten wir die Sitzungen Episoden und die einzelnen Formate Staffeln.
Jede Staffel ist anhand einer Erzählung mit einem klaren roten Faden strukturiert. In Staffel 1 stellten wir uns der Frage, wie wir als Kultur- und Medienschaffende das Geschichtenerzählen nutzen können, um unsere Relevanz für unsere Gemeinschaft zu verdeutlichen. Und auch jede Episode hat einen klar definierten Handlungsbogen (das Thema), der zur Gesamterzählung beiträgt. Es gibt einige strukturelle Elemente, die allen Episoden und Staffeln gemeinsam sind. Diese Elemente legen den Schwerpunkt gleichermaßen auf Information (kurze Vorträge, Provokationen) und Beteiligung (Live-Umfragen und Gruppendiskussionen). Zusätzlich gibt es unerwartete Momente, wie zum Beispiel, als wir die Folge über Engagement mit einem Krimi begannen. Oder als wir eine achtminütige Achtsamkeitsmeditation an den Beginn der Folge "Well-being" setzten.
Ein weiterer wichtiger Punkt für uns war die Frage, wie wir einerseits eine familiäre Atmosphäre schaffen und wie wir andererseits unsere Diskussionen dokumentieren und für andere zur Nachnutzung zur Verfügung stellen können. Anstatt die Episoden aufzuzeichnen, arbeiteten wir deshalb mit der Künstlerin Azam Masoumzadeh zusammen, um nach jeder Episode einen Comic zu erstellen, der die besprochenen Inhalte sowie die Diskussionen visuell aufbereitete. Außerdem haben wir die in den Episoden begonnenen Diskussionen mit den Gastredner*innen in Podcast-Episoden fortgesetzt, die wir gemeinsam mit Ralph Würschinger erstellt haben. Alle Comics und Podcasts sind für Teilnehmende sowie Interessierte frei zugänglich. Die entsprechenden Links sind weiter unten hinterlegt. Zum Produktionsteam gehörte auch Jenni Müller, die die vielfältige Kommunikation mit unseren Teilnehmenden übernahm und Natalie Nelissen, die die Evaluation der Episoden koordinierte und uns dabei half das Feedback der Teilnehmenden in die Gestaltung der folgenden Episoden und Staffeln einzuarbeiten.
Meaning Making wurde so konzipiert, dass es unsere Teilnehmenden dabei unterstützt, ihre Praxis aus verschiedenen Perspektiven zu reflektieren. Unser Credo war und ist: weniger Theorie und mehr gelebte Erfahrung. Viele dieser Schritte wurden von uns instinktiv unternommen. Als wir im Mai 2020 mit Staffel 1 begannen, ahnten wir nicht, dass Meaning Making ein internationales Projekt werden würde, das eine breite Palette von Themen abdeckt - vom digitalen Geschichtenerzählen bis zur Koproduktion von Online-Ausstellungen. Auf dieser Seite geben wir einen Überblick über die bisherigen Staffeln, sammeln Links zu Podcasts, Comics und Texten und geben Einblicke in aktuelle Entwicklungen.
Visualisierung des Projektteams (Grafik: Azam Masoumzadeh)
Digitales Geschichtenerzählen, 5 Episoden
Staffel 1 des Meaning Making Programms startete im Jahr 2020 auf dem Höhepunkt der ersten Lockdown-Welle. Das Angebot wurde als Reaktion auf die Frage entwickelt, wie Kultureinrichtungen dabei helfen können, die aktuellen Ereignisse zu reflektieren und wie sich dies auf die Art und Weise des (digitalen) Geschichtenerzählen auswirken kann. Die Themen der fünf Episoden waren Reframing, Well-Being, Accessiblity, Engagement und Success. Staffel 1 bot uns auch die Gelegenheit, die Regeln für Zoom-Meetings (die damals noch neu waren) zu brechen. So integrierten wir ein interaktives "Murder Mystery" Spiel ebenso, wie eine Mediationsreise. In dieser Staffel entstand die Blaupause für Meaning Making - international, multidisziplinär, nahbar und spielerisch.
Wir begannen das Programm mit einem Blick auf das bestehende digitale Angebot an kulturellen Aktivitäten und Veranstaltungen. Wir stellten uns die Frage, wie wir mit der Frage nach Relevanz in einer Pandemie umgehen und diskutierten über Rahmen und Kontext, um Narrative neu zu erfinden. Unsere Gastrednerin Padma Priya vom Medien-Startup Suno India erklärte, wie sie in ihrem Team neue Formate entwickelte, um ein breiteres Publikum während der COVID-19-Pandemie einzubinden.
Podcast Episode 1: Link
Comic zu Episode 1: PDF
Als Nächstes fragten wir, welche Rolle wir spielen können, um unsere Besuchenden in einer Zeit der Angst zu unterstützen. Ist unsere Aufgabe das Erzählen fröhlicher Geschichten, oder können wir mehr tun? Wir lernten, wie wir ein Gleichgewicht zwischen Information und Inspiration herstellen können. Wir erforschten aber auch einen achtsamen Ansatz , wie wir in Zukunft besser (zusammen) arbeiten können, um in Krisenzeiten Projekte zu konzipieren. Unsere Gastrednerin Amanda Aronczyk vom National Public Radio (NPR) erzählte von ihrer Arbeit, bei der sie über Geschichten wie den Ausbruch der Legionärskrankheit in New York berichtet.
Podcast Episode 2: Link
Comic zu Episode 2: PDF
Fast jede*r ist online. Aber wie kann die eigene Geschichte möglichst viele Menschen ansprechen? Wie können wir unsere Museumsgeschichten so erzählen, dass sie einladen - zum Besuch und zum Dialog? In dieser Folge untersuchten wir die Entscheidungen, die wir in Bezug auf das Geschichtenerzählen treffen - von digitalen Plattformen bis hin zur Verwendung von Sprache. Und wie können wir sicherstellen, dass dies keine einmalige Angelegenheit ist. Unser Gastredner, der britische Experte für Barrierefreiheit Alastair Somerville, stellte Beispiele aus seiner Arbeit mit Museen in der ganzen Welt vor.
Podcast Episode 3: Link
Comic zu Episode 3: PDF
Was wäre, wenn unser Publikum von Anfang an in die Geschichte eingebunden wäre? In dieser Folge erforschten wir die Natur der digitalen Interaktion. Sollte es sich um eine Echtzeit-Interaktion mit spiel-basierten Modellen handeln oder um eine Erzählung, die die Menschen jederzeit zu ihren eigenen Bedingungen erleben können? Wie können wir uns in die Welt unseres Publikums hinein versetzen? Unsere Gastrednerin Zoë Seaton, die künstlerische Leiterin von Big Telly, sprach über die interaktive Online-Produktion von "The Tempest".
Podcast Episode 4: Link
Comic zu Episode 4: PDF
Wie lässt sich eigentlich Erfolg messen, wenn es um das Erzählen von Geschichten geht? Und wie nutzen wir Erfolgsmessungen, wenn es um die Verstetigung von Arbeitsweisen und Inhalten geht. In dieser letzten Episode diskutierten wir, wie wir die Ergebnisse unserer Arbeit weitergeben und Kollegen*innen davon überzeugen können, das Projekt fortzusetzen. Wir lernten, wie wir mit verschiedenen Arten von Daten arbeiten können, die uns die Freiheit geben, das Projekt auf neue Weise auszuwerten. Unsere Gastrednerin war die Neurowissenschaftlerin Natalie Nelissen.
Podcast Episode 5: Link
Comic zu Episode 5: PDF
Titelseiten der Comics zu allen 5 Episoden (Grafik: Azam Masoumzadeh)
Digitales Geschichtenerzählen, 6 Episoden and Mentoring
Die Resonanz auf unsere erste Staffel war überwältigend. Der Kurs war innerhalb von acht Stunden mit Teilnehmenden aus Europa, Asien und den USA ausgebucht. Während der Auswertung der Episoden von Staffel 1 stellten wir fest, dass die meisten unserer Teilnehmenden (80 %) Experimente durchführen wollten, um die neu erlernten Fähigkeiten und Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Vor diesem Hintergrund starteten wir in Staffel 2 mit einem integrierten Mentoring-Programm. Wir verdoppelten die Zahl der internationalen Expert*innen und erhöhten die Anzahl der Episoden auf sechs: Reframing, Well-Being, Sustainability, Inclusion, Engagement und Success. Das Mentoring führte zu einigen sehr spannenden Projekten in Italien, Indien und Deutschland, Fallstudien und Anwendungsfälle, die auf den im Programm vorgestellten Ideen und Methoden basierten. Aus dem gewachsenen Netzwerk an Meaning Making Teilnehmenden entstanden auch erste Kooperationen, die uns in der Folge zu Staffel 3 führen sollten.
Auch in Staffel 2 starteten wir wieder mit einem Blick auf unser bestehendes digitales Angebot an kulturellen Aktivitäten und Veranstaltungen. Wir stellten uns Fragen wie, wie wir aktuelle Ereignisse in unsere Arbeit in Kultureinrichtungen einbinden und wie wir unsere Narrative weiterentwickeln können. In dieser Episode widmeten wir uns verschiedenen Herangehensweisen (institutionelle) Narrative neu zu denken. Unsere Gastredner*innen kamen aus Indien und Deutschland.
Gastredner*innen: Padma Priya & Sören Affeldt
Podcast Episode 1: Link
Comic zu Episode 1: PDF
Episode 2 widmete sich, wie schon in Staffel 1, der Frage nach dem Well-being. Einerseits legten wir den Fokus auf die Frage welchen Einfluss wir als Kultureinrichtungen auf das Well-being unserer Besuchenden haben. Andererseits beschäftigten wir uns mit der Frage, wie zukünftig die Zusammenarbeit in Projektteams aussehen wird im Kulturbereich. Wir werden lernten, wie wir ein Gleichgewicht zwischen Information und Inspiration herstellen können. Zusätzlich erkundeten wir einen achtsamen Ansatz , wie wir arbeiten können, um Projekte mit multidisziplinären Teams zu konzipieren. Unsere Gastrednerinnen kamen aus den USA und der Schweiz
Gastrednerinnen: Dorothée King & Amanda Aronczyk
Podcast Episode 2: Link
Comic zu Episode 2: PDF
In dieser Episode befassten wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ein Thema, welchem wir in Staffel 2 nun eine eigene Episode widmen wollten. Wir betrachteten das Thema dabei aus der Perspektive des Geschichtenerzählens und fragten uns wie wir harte Fakten vermitteln können. Wir betrachteten das Thema aber auch aus operativer Sicht und fragten uns wie wir neue partizipatorische Gemeinschaftsinitiativen entwickeln können, um positive Verhaltensänderungen herbeizuführen, während sich unsere physischen Räume wieder für das Publikum öffnen. Außerdem interessiert uns was wir über das Geschäft mit der Nachhaltigkeit wissen sollten? Unsere Gastrednerinnen kamen aus Italien und Indien.
Gastrednerinnen: Aditi Veena & Giulia Rancati
Podcast Episode 3: Link
Comic zu Episode 3: PDF
Episode 4 widmete sich dem Thema Inclusion. Wir stellten uns Fragen wie, wie wir Narrative so entwickeln können, dass sie möglichst viele Menschen einladen teilzuhaben und wie wir unsere Institutionen inklusiv gestalten können? In dieser Folge untersucheten wir Entscheidungen, die wir treffen, wenn wir neue Geschichten erzählen - von digitalen Plattformen bis hin zur Verwendung von Sprache. Und wie wir sicherstellen können, dass es sich dabei nicht um eine einmalige Aktion handelt. Unsere Gastredner*innen kamen aus dem Vereinigten Königreich und Nigeria.
Gastredner*innen: Alastair Somerville & Wana Udobang
Podcast Episode 4: Link
Comic zu Episode 4: PDF
Wie in Staffel 1 widmete sich eine Episode auch in Staffel 2 wieder dem Thema Engagement. Wir beschäftigten uns mit der Frage, wie wir unsere Besuchenden von Beginn an in unser Angebot einbinden können und erforschten neue Wege der digitalen Interaktion. Wir stellen uns auch die Frage, wie wir gemeinsam mit unseren Besuchenden Geschichten erzählen können und welche Rolle eigentlich das Bild von Held*innen im Geschichtenerzählen spielt. Wir lernten digitale Erzählweisen der Theaterarbeit kennen und beschäftigten uns mit neuen Formen das Geschichtenerzählens in der Wissenschaftskommunikation. Unsere Gastrednerinnen kamen aus dem Vereinigten Königreich und Neuseeland.
Gastrednerinnen: Zoe Seaton & Wiebke Finkler
Podcast Episode 5: Link
Comic zu Episode 5: PDF
Auch in Staffel 2 beenden wir unser Programm mit der Frage nach dem Erfolg. Wir befassten uns mit unterschiedlichen Herangehensweisen Erfolge in Kulturinstitutionen zu messen, um ausgehend davon Projektergebnisse, Erfahrungen und Arbeitsweisen zu verstetigen. In dieser letzten Folge lernten wir, wie wir Ergebnisse unserer Arbeit weitergeben und Kolleg*innen davon überzeugen können, Projekte fortzusetzen. Wir lernten auch, mit verschiedenen Arten von Daten zu arbeiten, die uns die Freiheit geben, das Projekt auf neue Weise auszuwerten. Unsere Gastredner*innen kamen aus dem Vereinigten Königreich und Spanien.
Gastredner*innen: Isabel CZ & Kush Sethi
Podcast Episode 6: Link
Comic zu Episode 6: PDF
Titel der 3. Episode: Sustainability (Grafik: Azam Masoumzadeh)
Die Themenkomplexe, denen wir uns in den jeweiligen Episoden gewidmet haben, waren und sind für uns zentral für gelungenes Geschichtenerzählen ganz allgemein, aber gerade auch für Museen. Ihnen gemein ist die Reflektion der eigenen Werte, Ziele und Arbeitsschritte.
Die Entmystifizierung von Co-Produktion, 2 Zyklen
Wie schon nach Staffel 1 stellten wir auch nach Staffel 2 fest, wie viel möglich ist, wenn wir uns Zeit zum Nachdenken und Reflektieren nehmen. Gleichzeitig zeigte sich, wie bedeutsam die praktischen Elemente in unserem Angebot waren. Aus dem Mentoringprogramm entstanden faszinierende Projekte. Für die neue Staffel überlegten wir uns deshalb ein Konzept, um noch mehr Projektarbeit zu integrieren. Wir setzten uns das ehrgeizige Ziel, die Theorie und Praxis der Co-Produktion zu entmystifizieren. Mit Beiträgen aus der nachhaltigen Kleidungsindustrie, von Meeresschützer*innen sowie mit der Unterstützung eines Musikers, einer Spoken-Word Künstlerin und einer Visual Art Künstlerin wollten wir mit unseren Teilnehmenden ein digitales Ausstellungskonzept auf die Beine stellen. Dabei wollten wir uns drei zentralen Fragestellungen widmen:
Statt die Inhalte wieder in Episoden aufzuteilen, strukturierten wir Staffel 3 in zwei Zyklen, in denen jeweils eine Online-Ausstellung entstehen sollte. Beide Zyklen folgten dabei der gleichen Struktur: In insgesamt vier Terminen sollten die Teilnehmenden mit der Hilfe von internationalen Expert*innen, dem Input von multidisziplinären Praktiker*innen und dem Austausch mit Künstler*innen Ausstellungskonzepte zu zwei Themenkomplexen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen entwickeln. Die Zyklen behandelten entsprechend unterschiedliche Themen und fanden zu unterschiedlichen Zeiten statt. Die Teilnehmenden werden basierend auf dem Input der Expert*innen und Praktiker*innen eine erste Idee entwickeln und einen Prototyp für eine Online-Ausstellung entwerfen. Auf der Grundlage der von Ihnen entwickelten Ideen werden unsere drei Künstler*innen (Musik, Spoken-Word, Visual Art) kreative Multimedia-Inhalte für insgesamt zwei Online-Ausstellungen entwickeln.
Neben den Ausstellungen entsteht auch ein Booklet, welches alle unsere Erfahrungen zu den oben genannten Zielen zusammenfasst und es anderen Museen ermöglichen soll ähnliche Projekte umzusetzen.
Titel der 3. Staffel von Meaning Making (Grafik: Azam Masoumzadeh)
Der erste Termin stand ganz im Zeichen des sich Kennenlernens. Dabei ging es uns einerseits darum, dass sich alle beteiligten Personen kennenlernen. Gleichzeitig sollte das Konzept der 3. Staffel vorgestellt werden. Vor allem bei einem Kursprogramm, welches so offen gestaltet ist, wie dieses ist es notwendig frühzeitig Erwartungshaltungen abzufragen und gemeinsame Ziele und Regeln für die Zusammenarbeit zu definieren. In diesem Termin stellten sich neben den Teilnehmenden auch alle beteiligten Expert*innen und Künstler*innen vor. Außerdem wurden Tools vorgestellt, die während des Kurses genutzt werden sollten. Für die Zusammenarbeit in den jeweiligen Teams hatten wir einerseits kollaborative Textdokumente vorbereitet. Hier konnten sowohl individuell, als auch im Rahmen der Gruppenaufgaben Notizen hinterlegt werden. Parallel dazu stellten wir auch ein Mindmapping Tool zur Verfügung, um bei Bedarf visueller an den gestellten Aufgaben zu arbeiten. Um sich besser vernetzen zu können, Ideen und Erfahrungen auszutauschen stellten wir ein weiteres kollaboratives Dokument als "Living Library" vor. Hier wurden Links, Literatur, Social Media Kanäle und Kontakte gesammelt und in der Gruppe geteilt. Die beiden Teams pro Zyklus wurden dabei von uns bereits im Vorfeld gebildet. Dabei hatten wir uns an den ausgefüllten Fragebogen, die jede teilnehmende Person zur Anmeldung ausgefüllt hatte, orientiert. Ziel war es möglichst heterogene Gruppen, im Hinblick auf Erfahrung, thematische Expertise und Internationalität, zu bilden. Neben den Zielen und der Struktur der folgenden Termine wurde auch das inhaltliche Thema vorgestellt. Basierend auf den Nachhaltikeitszielen der Vereinten Nationen widmeten wir uns in Zyklus 1 dem Thema der nachhaltigen Kleidungsindustrie und in Zyklus 2 dem Einfluss von Lärm auf Unterwasserlebewesen.
Am Ende des Termins wiesen wir die Teilnehmenden dann noch auf die Fragebögen im Anschluss an jeden Termin hin. Mit dieser Methode wollten wir herausfinden, wie die Teilnehmenden mit den von uns angewandten Methoden und dem jeweiligen Input zurecht kamen und konnten so auch kurzfristig auf Änderungswünsche oder überraschende Herausforderungen reagieren.
Der 2. Termin war sicherlich am herausforderten für unsere Teilnehmenden. Nach dem Kennenlernen aller Beteiligten und der gemeinsamen Definition von Zielen, Regeln und Arbeitsweisen, ging es in Termin 2 um das Kennenlernen der verschiedenen Themenkomplexe. Pro Zyklus hatten wir hierfür zwei inhaltliche Expert*innen eingeladen, die unseren Teilnehmenden Input zu den Themen nachhaltige Textilindustrie und Unterwasserlärm gaben. Hierbei ging es uns weniger um die Vermittlung von Faktenwissen, als die gelebte Erfahrung der jeweiligen Gastredner*innen. Im Anschluss gab es von zwei Praktiker*innen Einführungen zum Thema Co-Production und Rapid Prototyping. Damit erhielten die Teilnehmenden konkrete Handlungsempfehlungen für die Zusammenarbeit im Team und die Entwicklung eines Ausstellungskonzepts, welches für Termin 3 geplant war. In interaktiven Zeitfenstern wurden die Teilnehmenden dazu angeregt ihre Notizen zu den Inputs zu diskutieren und bereits übergreifende Fragestellungen zu definieren.
Die Evaluierung am Ende dieses Termins zeigte, wie bereits oben erwähnt, dass die Teilnehmenden sich teilweise überfordert fühlten - einerseits von der Menge des Inputs, andererseits von der Frage, wie die erhaltenen Informationen bereits im nächsten Termin in ein stimmiges Ausstellungskonzept überführt werden sollten. Für uns Organisator*innen bestand dagegen die Herausforderung darin, dieses Gefühl der Überforderung anzunehmen und zunächst auszuhalten. Entsprechend machten wir "Making a mess" zum Motto dieses Termins.
Termin 3 stand unter dem Zeichen des Rapid Prototyping und der Nutzungsfreundlichkeit. In zwei weiteren Inputs gab es vertiefende Informationen im Wechsel mit praktischen Übungen rund um das Thema Rapid Prototyping. Die Teilnehmenden sollten so Einblicke in Arbeitsweisen erhalten, bei denen es darum geht möglichst schnell erste Konzepte zu erstellen. Außerdem gab es Einblicke in co-produktive Ausstellungsprojekte aus Museen. Die Idee dahinter war, dass neue Methoden mit teilweise bereits bekannten Methoden kombiniert und gleichzeitig auch eigene Arbeitsweisen reflektiert werden können. So wurde z.B. in einer Übung ganz explizit danach gefragt welche Elemente des geplanten Ausstellungskonzepts die eigenen Wünsche erfüllt, welche die Erwartungen der gedachten Zielgruppe berücksichtigen und wo es Überschneidungen gibt. Gemeinsam wurde dann auch über kreative Umsetzungen von Online-Ausstellungen diskutiert.
Obwohl es auch in diesem Termin wieder Impulsvorträge gab, hatten die Teilnehmenden viel Zeit an ihren Konzepten zu arbeiten. Die Evaluation am Ende zeigte, dass sich die Überforderung aus Termin 2 in kreative Engergie verwandelt hatte - und im Nachhinein die Teilnehmenden die Frustration als wichtigen Schritt hierfür beschrieben.
Im letzten Termin ging es schließlich um die Finalisierung und die Übergabe der Ausstellungskonzepte. Beide Teams hatten mit der Unterstützung der Praxisexpert*innen die Möglichkeit ihre Ideen zu diskutieren und nochmal zu verfeinern. Die so finalisierten Konzepte wurden dann den drei Künstler*innen vorgestellt. Hierfür hatten die Teams viel Zeit, um nicht nur die Konzepte zu übergeben, sondern auch die vielen Diskussionen, die eigenen Ideen und Arbeitsschritte zu kommunizieren. Die Künstler*innen sollen so nicht nur das Konzept, sondern auch die Arbeitsprozesse und Überlegungen in die Umsetzung mitnehmen.
Für viele Teilnehmende war dieser Termin emotional. Nach dem frustrierenden Gefühl nicht zum Projekt beitragen zu können und der Angst am Ende kein Konzept vorstellen zu können, konnten die Teams sehen welche tollen Ideen entstanden waren und freuten sich darauf zu sehen was die drei Künstler*innen daraus machen würden. Ganz spontan hatten wir uns deshalb dann darauf geeinigt zusätzlich einen Termin für eine Vernissage anzusetzen. Darin stellten dann die Künstler*innen nach ein paar Monaten die fertige Ausstellung vor und erzählten auch von ihren eigenen Überlegungen, welche Eindrücke aus den Teams eingeflossen sind und wie die internationale Zusammenarbeit der Künstler*innen funktioniert hat.
Ausgehend von den Diskussionen in den Zyklusterminen, den technischen Möglichkeiten, der Expertise im Künstler*innen-Team und den finanziellen Ressourcen entstanden am Ende zwei Online-Ausstellungen auf Instagram, begleitet von Interpretationen dieser Inhalte in Mozilla Hubs, welche in Koooperation mit dem XR HUB Bavaria umgesetzt werden konnten. Damit eröffneten wir auch die Diskussion, ob die auf Instagram veröffentlichten Inhalte nun tatsächlich eine Ausstellung sind oder eher die digitale Dokumentation eines co-produktiven Projekts.
Screenshot der Gods of Indigo Ausstellung des 1. Zyklus auf Instagram (Screenshot: Deutsches Museum)
Zyklus 1: Gods of Indigo
Thema: Ethical Fashion and Supply Chains
Instagram: LINK
Mozilla Hub: LINK (Tipp: Mit dem Mozilla Browser öffnen und notfalls einmal neu laden.)
Zyklus 2: Ocean Belly
Thema: Marine Migrations and Sound
Instagram: LINK
Mozilla Hub: LINK (Tipp: Mit dem Mozilla Browser öffnen und notfalls einmal neu laden.) HINWEIS: Aktuell gibt es Probleme mit dem Server. Wir arbeiten daran, die Ausstellung bald wieder online zu stellen.
Neben den Ausstellungen war ein weiteres wichtiges Ergebnis ein Booklet, welches im Nachgang der beiden Zyklen in Zusammenarbeit mit Azam Masoumzadeh entstanden ist. Hierin haben wir das Konzept der 3. Staffel von Meaning Making vorgestellt und reflektiert was funktioniert hat und was nicht. Das Booklet haben wir mit dem Titel "A recipe for co-production" überschrieben und hoffen, dass unsere Erfahrungen auch andere Kultureinrichtungen Impulse geben, um mit digitalen Co-Produktionsformaten zu experimentieren. Das Booklet gibt es HIER zum Download.
Konzept: Andrea Geipel & Abhay Adhikari
Organisation: Jenni Müller
Künstler*innen: Azam Masoumzadeh, Wana Udobang, Joshua Thomas
Expert*innen: Sumit Dang (Meraki Signature), Hizqeel Mohamed (Bakr), Michal Lovecky (Cyan Planet), Jana Hoffmann (Museum für Naturkunde, Berlin)
Praktiker*innen: Isabel Cebriàn, Alastair Somerville
Kooperationspartner*innen: Silke Schmidt, Bruno Deussen, Marvin Ehlers (alle XR HUB Bavaria)
Teilnehmende: Alexandra Yiu, Annabelle Hornung, Arun Narayanan, Chinmayee Samant, Chitra Chandrashekhar, Clara Sayffaerth, Etta Grotrian, Frida Santelmann, Gabriel von Münchow, Jasmin Meinold, Jessica Knauer, Johanna Willner, Jude Allen, Kathrin Grotz, Kirsten Münch, Lisa Görtz, Lisa Janke, Manu Washaus, Marcela Kvetkova, Maxine Beuret, Naomi Edobor, Padmini Broomfield, Prachi Joshi, Rabea Beschta, Serpil Polat, Seun Alli, Sujatha Muthanna, Swosti Rajbhandari Kayastha, Vera Ludwig, Wen Zheng, Wiebke Malitz