In den britischen Kolonien Nordamerikas begann der Walfang um 1690. In Nantucket, einer heute zum Bundesstaat Massachusetts gehörenden Insel vor der Nordostküste der USA, wurden seit Anfang des 18. Jahrhunderts Wale gefangen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zum Zentrum des weltweiten Walfangs. Auch die Geschichte von Moby Dick nimmt dort ihren Ausgangspunkt, da die Romanfiguren Kapitän Ahab und Starbuck von dort stammen. Nach dem Britisch-Amerikanischen Krieg (1812–1814/15), der sich unter anderem als Seekrieg vor der nordamerikanischen Ostküste abspielte, nahm der Walfang hier langsam ab. Die Walfangbestände gingen ebenso wie die Nachfrage nach Waltran zurück. Die Walfänger suchten sich andere Einkommensquellen; viele folgten dem Ruf des Goldes.
WE WAIL NO MORE FOR OUR BLUBBER“
Ab 1830 wurde Walöl als Brennstoff für Beleuchtungen vom Erdöl abgelöst. Mitte des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Erschließung und Förderung von Petroleum (lat. petroleum, der historische Begriff für Erdöl, auch „Steinöl“,) in Nordamerika. In den 1850ern meldet der nordamerikanisch-britische Arzt, Geologe und Chemiker Abraham Gesner (1797–1864) in England und Amerika mehrere Patente auf die Herstellung dieses Mineralöls (im amerikanischen Englisch kerosene) an. Es war günstiger als Walöl und brannte gleichmäßiger.
1859 stößt der pensionierte Eisenbahner Edwin L. Drake a Oil Creek in Titusville, Pennsylvania, beim Bohren im Auftrag der Pennsylvania Rock Oil Company auf eine ergiebige Öllagerstätte.
Ein Illustrator nahm die Erdölförderung zwei Jahre später zum Anlass für ein besonderes Ereignis: Im nordamerikanischen Magazin Vanity Fair erschien am 20. April 1861 ein Kupferstich, auf dem ein großer Tanzball dargestellt war. Bei den Ladies und Gentlemen in feinem Zwirn handelte es sich jedoch nicht um Menschen, sondern um anthropomorphisierte, also vermenschlichte Pottwale. Sie feiern gutgelaunt, dass ihr Öl wegen der neuen Petroleumförderung nicht mehr „abgezapft“ wird, um aus ihm Leuchtmittel herzustellen. Das Fest ist mit Petroleum gefüllten Deckenleuchtern illuminiert und mit themenbezogenen politischen Bannern geschmückt, auf denen Statements stehen wie:
„WE WAIL NO MORE FOR OUR BLUBBER“
(Wir heulen nicht mehr um unseren Walspeck)
„THE OIL WELLS OF OUR NATIVE LAND / MAY THEY NEVER SECEDE“
(Die Ölquellen unseres Heimatlandes / Mögen sie niemals versiegen)
„OILS WELL THAT ENDS WELL“
(Öl gut, alles gut)
Einen Augenblick lang sah es so aus, als hätten die Wale noch einmal Glück gehabt. Sie hatten sich 1861 jedoch zu früh gefreut – im „Oily Gammon“ (so die Aufschrift auf einem der Banner) verloren sie strategisch haushoch: Die technologische Entwicklung blieb andernorts nicht stehen.
Die Geschichte des Walfangs ist auch Bestandteil einer Globalgeschichte. Sehen wir uns daher an, was etwa zeitgleich in Nordfriesland geschieht: Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 annektierte Preußen (bis 1866 mit Österreich) das als Reichs- und Königslehen zum dänischen Gesamtstaat gehörende Herzogtum Schleswig und begründete aus diesem und dem Herzogtum Holstein 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein. Auch die nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum fielen damit unter preußische Verwaltung.
Die privaten, von den Insulanern betriebenen Navigationsschulen durften nicht fortgeführt werden, Seeleute durften nur noch in staatlichen Schulen auf dem Festland ausgebildet werden. Die gleichzeitige Einführung einer dreijährigen Militärpflicht – Dänemark hatte sie seit 1735 für den Deichbau vom Wehrdienst freigestellt – führte dazu, dass viele jüngere Nordfriesen nach Amerika auswanderten.1 Sie wandten sich nun anderen Einnahmequellen zu oder fuhren auf Handelsschiffen in anderen Ländern zur See. Der Walfang war für sie Geschichte.
Anderswo ging er weiter. Werfen wir daher noch einen Blick nach England, etwas mehr als ein Jahrzehnt später: Arthur Conan Doyle (1859–1930), der später als Autor von Sherlock Holmes weltberühmt werden sollte, unterbrach als 20jähriger Student sein Medizinstudium in Edinburgh, um auf dem britischen Walfänger „Hope“ von Februar bis September 1880 als Schiffsarzt ins Polarmeer zu fahren.2 Er beschreibt die Erlebnisse an Bord aus der Sicht eines jungen Mannes und Arztes, der auf der Reise aktiv am Walfang und Robbenschlag beteiligt ist.
Conan Doyle bekam während seiner Polarreise beim blutigen Robbenschlag Gewissensbisse. Während der sechs Monate dauernden Fahrt töteten die 56 Mann insgesamt 2400 junge, 1200 alte Robben, 12 Mützenrobben, 3 Ringelrobben und 2 Kegelrobben, so bilanziert er.3 Alleine am 3. April 1880 tötete die Crew 760 junge und 57 alte Robben.4 Darüber schreibt Conan Doyle in sein Tagebuch:
Samstag, 3. April“
Die alten Robben, die schwimmen können, werden mit Gewehren erschossen, während die armen Jungtiere, die nicht fliehen können, mit Keulenschlägen auf den Kopf getötet werden. Es ist ein blutiges Handwerk, den armen kleinen Schelmen die Schädel einzuschlagen, während sie aufblicken und einen mit ihren großen, dunklen Augen ansehen.
Conan Doyle verfasste später auch mehrere Artikel über seine Arktisreise. 1897 schildert er die Brutalität des Robbenschlags in seinem Bericht „Life on a Greenland Whaler“ („Leben auf einem Grönland-Walfänger“), der im Londoner The Strand Magazine mit Fotos von seiner Polarfahrt erschien, noch einmal ausführlicher. Er benennt auch, wem deren Felle und Fett von Nutzen waren:
Die „Hope“ war eines der ersten Schiffe, die in jenem Jahr die Robbenkolonie entdeckten […]. […] Doch als der dritte Tag anbrach, begaben sich die Männer des Schiffs aufs Eis und begannen ihre mörderische Ernte. Es ist eine brutale Arbeit, wenn auch nicht brutaler als die, die überall im Land für das Fleisch auf dem Mittagstisch sorgt. Und doch schienen jene schimmernden blutroten Pfützen auf dem blendenden Weiß der Eisfelder, unter der friedlichen Stille des blauen Polarhimmels, ein entsetzlicher Frevel zu sein. Doch unerbittliche Nachfrage erzeugt unerbittliche Beschaffung, und die Robben helfen mit ihrem Tod einer langen Kette von Seeleuten, Hafenarbeitern, Gerbern, Pöklern, Ausschmelzern, Kerzenmachern, Leder- und Ölhändlern zu überleben, die zwischen dem alljährlichen Gemetzel auf der einen Seite und dem vornehmen Herrn mit seinen weichen Lederstiefeln oder dem Gelehrten, der feines Öl für seine philosophischen Instrumente benutzt, auf der anderen Seite stehen.“
Natürlich jagten die Seeleute 1880 auf dieser Walfangfahrt auch Wale: Die Bilanz der Reise betrug zwei Grönlandwale und zwei Narwale.5 Weitere Tiere, die getötet wurden, waren unter anderem fünf Eisbären und viele Vögel. Conan Doyle schreibt in seinem Tagebuch, dass Walfänger den Wal nach der Länge seiner Barten und nicht nach seiner Körperlänge messen:
Donnerstag, 8. Juli“
Er war ein schöner Fisch, jede Schicht Walbein war 2,85 Meter lang, und er brachte rund 12 Tonnen Öl. Er ist fast £ 1000 wert und bewahrt unsere Reise vor dem Scheitern.
Die Rohstoffe – das Öl und die Barten – trieben die Walfänger an.6 Der Meeressäuger als solcher wurde ausschließlich nach seiner Verwertbarkeit beurteilt. Er war die Ware Wal.
Zwölf Jahre später reflektiert er seine Begegnung mit einem Meeressäuger in dem Artikel „The Glamour of the Arctic“ („Der Zauber der Arktis“), der 1892 erstmals im britischen Magazin The Idler veröffentlicht wird:
Trotz all der Aufregung – und niemand, der zu solch einem Anlass nicht schon einmal ein Ruder geführt hat, kann nachvollziehen, wie aufregend es ist – hat man mit den armen gejagten Tieren Mitleid. Der Wal hat ein kleines Auge, wenig größer als das eines Stiers, doch den stummen Protest, den ich in einem von ihnen las, als das Tier in Reichweite meiner Hand sein Leben aushauchte, kann ich nicht einfach vergessen. Was wusste das arme Geschöpf schon von den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, oder wie hätte es sich ausmalen können, dass sein Todesurteil in dem Moment unterschrieben war, als die Natur einen elastischen Filter in seinem Maul platzierte und die Menschen entdeckten, dass die Platten, aus denen dieser besteht, die flexibelsten und zugleich robustesten Produkte der Schöpfung sind?“
Es ist bemerkenswert, dass Conan Doyle zweifach den Blick der Robben und des Wals beschreibt, die von den Männern getötet wurden.
Zugleich schreibt Conan Doyle aber auch über den Wal als „das arme Geschöpf“ aus der Perspektive desjenigen, der mehr weiß und aufgrund seiner Waffen stärker ist. Es ist die Perspektive des gebildeten weißen Europäers, der zwar vielleicht Mitgefühl mit dem Tier hat, es aber dennoch weiterhin tötet, da es als Rohstoffquelle ergiebig ist.
Auch einige Geschichten Conan Doyles spielen auf Schiffen. Bei einer ist die Nähe zu seinen eigenen Erlebnissen auf See besonders groß: in „The Adventure of Black Peter“ (1904) („Der Schwarze Peter“). Die Romanfigur Sherlock Holmes schildert hier die brutale Ermordung des Walfängers Peter Carey:
Er hatte es Kajüte genannt, und nichts anderes war es auch, denn man meinte, man befände sich auf einem Schiff. An einem Ende gab es eine Koje, eine Seekiste, Karten und Pläne, ein Bild der Sea Unicorn, ein Regal voller Logbücher, alles genau so, wie man es in einer Kapitänskabine erwarten würde. Und in der Mitte von alledem sah man den Mann selbst, sein Gesicht war verzerrt wie eine verlorene Seele unter Folterqualen, und sein mächtiger, grau melierter Bart hatte sich im Todeskampf gesträubt. Eine Stahlharpune war geradewegs durch seine breite Brust gestoßen und tief in das Holz der Wand hinter ihm getrieben worden. Er war festgenagelt wie ein Käfer auf einem Stück Karton. Natürlich war er mausetot, und zwar seit dem letzten qualvollen Schrei, den er ausgestoßen hatte.“
An dieser fiktionalen Szene wird deutlich, dass sich schon Zeitgenossen, die am Walfang teilnahmen, mit ihrem Tun auseinandersetzten. Hier wird das Verhältnis von Jäger und Gejagtem zwar nicht direkt umgedreht, aber es wird doch die Brutalität der Harpunenjagd offenbart. Conan Doyle erlebte den Übergang von der Jagd mit der Handharpune zu der mit der Harpunenkanone selbst mit. Eine Harpunenkanone wurde 1880 auch an Bord der „Hope“ verwendet.
Im Artikel „Der Zauber der Arktis“ berichtet er 1892 über die immer weiter verbreitete Waffe und schildert den Unterschied zur nostalgischen Vorstellung des Walfangs mit der Handharpune:
Dennoch hängt man an den Wunschvorstellungen aus Kindheitstagen, und ich hoffe, dass noch ein weiteres Jahrhundert verstreicht, ehe der wackere Bursche auch von den Titelbildern verschwindet, auf denen er immer noch seine grässliche Waffe unglaublich weit in die Ferne schleudert. Die schwenkbare Kanone, die einer riesigen Bolzenpistole gleicht, mit ihrem großen Ladepropf aus Werg und 28 Drachmen [ca. 110 Gramm] Schießpulver, ist ein viel verlässlicheres Gerät, aber bei Weitem nicht so malerisch. […] Wenn der Wal nun seine Schwanzflosse gemäß der althergebrachten Mode der Buchillustrationen in die Höhe schleuderte, wäre das Boot in einer schlimmen Lage, doch glücklicherweise tut er dies nicht, wenn er verängstigt oder verletzt ist, sondern rollt seine Schwanzflosse unter sich ein wie ein eingeschüchterter Hund und sinkt wie ein Stein.“
Trotz dieser Bildanalyse lässt er in seinem Artikel in The Strand Magazine von 1897 ein romantisierendes Foto von seiner Walfangreise abdrucken. Zwar ist anstelle einer Handharpune nun eine Harpunenkanone auf dem Boot, doch ähnelt das Foto den eingangs geschilderten und gezeigten Zeichnungen und Scrimshaws des 19. Jahrhunderts sonst sehr.
Obwohl dem Arzt Conan Doyle die Fakten Ende des 19. Jahrhunderts bekannt gewesen sein dürften – Wale sind Säugetiere9 und der Bestand an Grönlandwalen ist stark dezimiert – hält er an seiner verklärenden Vorstellung des Walfangs fest:
Doch heute scheint der Walfang leider in seinen letzten Zügen zu liegen, die Schiffe aus Peterhead suchen neue Gebiete im Polarmeer, und eine historische Aufbauschule tapferer und zäher Seeleute wird bald der Vergangenheit angehören. Es liegt nicht daran, dass die heutige Generation weniger Durchhaltevermögen hätte oder weniger begabt wäre als ihre Vorgänger oder dass der Grönlandwal vom Aussterben bedroht wäre, vielmehr scheint der wahre Grund dafür die Natur zu sein, die den unbeholfenen Klumpen Walspeck zwar nicht mit Verteidigungsmitteln, dafür aber mit einem hochintelligenten Gehirn ausgestattet hat. Dass der Wal sich der Vorgänge vollkommen bewusst ist, wenn er gefangen wird, steht außer Zweifel. Das Vor- und Zurückschwimmen unter seiner Eisscholle, in der Hoffnung, die Fangleine an der scharfen Eiskante durchzuwetzen, ist ein üblicher Trick der Kreatur, nachdem sie harpuniert wurde. Allmählich hat sie jedoch begriffen, dass den Kräften der Widersacher Grenzen gesetzt sind und dass sie, indem sie weit in die Eisfelder vordringt, selbst die unerschrockensten Verfolger abschütteln kann.“
Der Wal war stark, daher musste die Mannschaft geschickt sein, um ihn zu fangen – so lautete der Tenor im 18. Jahrhundert. Wird der vormals mit körperlicher Kraft ausgestattete „unbeholfene[..] Klumpen Walspeck“ nun zum schlauen Trickster?10 Oder wurden nicht vielmehr die Harpunenkanonen oder Granatharpunen für den Wal tödlicher und daher die Walbestände geringer?
Wale blieben politische Tiere.“
Trotz seiner Glorifizierung des Walfangs und aktueller Debatten um koloniales Gedankengut in seinen Erzählungen war Conan Doyle zugleich ein genauer und kritischer Beobachter seiner Zeit, der sich für Menschenrechte einsetzte: Die Verbrechen des belgischen Königs Leopold II. an der Bevölkerung seiner Privatkolonie Kongo nannte er beim Namen und zeigte sie in all ihrer Grausamkeit in seinem 1909 in London veröffentlichten Buch The Crime of the Kongo. Auch das deutsche Kaiserreich besaß Kolonien in Übersee: Aus ihnen wurde Palmkernöl als Rohstoff zur Herstellung von Margarine, Stearinkerzen und Seife importiert. Deren günstiger Preis in deutschen Kolonialwarenläden lag nicht zuletzt an den billigen afrikanischen Arbeitskräften, die das Öl unter unmenschlichen Bedingungen abbauen mussten.13
Walöl wurde seit etwa 1910 zur Herstellung des Butterersatzes Margarine verwendet.14 Während des Ersten Weltkriegs verwendete man es auch zur Herstellung von Nitroglycerin. 1931 wurden die stark dezimierten Grönlandwale als erste Walart endlich unter Naturschutz gestellt. Andere Walarten konnten aber weiterhin gejagt und getötet werden. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Deutschen Reich eine Walfangflotte aufgebaut; 1936 schickte die Firma Henkel ein Walfangschiff in die Antarktis, um Walfett zur Herstellung von Waschmitteln zu erbeuten.15 Obwohl die Internationale Walfangkommission (IWC) 1986 ein Verbot von kommerziellem Großwalfang beschlossen hat, werden bis heute Walarten (unter anderem Finn- und Pottwal) zu vorgeblichen Forschungszwecken gejagt.16
In Friesland war der Walfang im 18. und 19. Jahrhundert Auslöser einer Emanzipationsgeschichte aus armen und beengten Verhältnissen: Er bedeutete für viele Insulaner entlang der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste zugleich Bildung, Wohlstand und soziales Ansehen. Im eingangs erwähnten Nantucket – ebenfalls einer Insel – galt vom 17. Jahrhundert bis in Mitte des 19. Jahrhunderts ähnliches.
Hier wie dort besteht ein Zusammenhang zu Kriegen, Geld und Macht, See- und Landgrenzen, regionaler und nationaler Identität.17 Die Nordfriesen fuhren unter dem Kommando niederländischer oder dänischer Reeder auf Walfang. In Nantucket waren es europäische Siedler, die den amerikanischen Ureinwohnern ihr Land streitig machten. Zugleich fuhren viele indigene und afroamerikanische Männer mit auf Walfang, wo sie von den hellhäutigen Offizieren oftmals rassistisch herabgewürdigt wurden.18 Zugleich konnten Walfangschiffe Orte sein, auf denen – temporär begrenzt und trotz strenger Hierarchie an Bord – weder Religion, Nation noch soziale Herkunft eine größere Rolle spielten, sondern vor allem das Können des Einzelnen zählte, da es das Überleben der Mannschaft und einen großen Fang sicherte. Auch viele weitere Verwerter und Verbraucher in Häfen und Städten hingen an der Nahrungskette Wal- und Robbenfang – vom Tranverkäufer über den Korsett- und Kammmacher bis hin zum akademischen Instrumentennutzer oder feinen Herrn. Der Wal war als Öl- und Fischbeinlieferant ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Ein nordfriesisches Fazit des Walfangs vom 17. bis 21. Jahrhundert:
Literatur zum Ausblick
Jobst Broelmann: Panorama der Seefahrt. Bremen 2006.
Arthur Conan Doyle: „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“. Tagebuch einer arktischen Reise. Hrsg. von Jon Lellenberg und Daniel Stashower. Aus dem Englischen übersetzt und erweitert von Alexander Pechmann. München 2017.
Jan I. Faltings: Föhrer Grönlandfahrt im 18. und 19. Jahrhundert und ihre ökonomische, soziale und kulturelle Bedeutung für die Entwicklung einer spezifisch inselfriesischen Seefahrergesellschaft. Husum 2011 (Schriftenreihe des Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museums, N.F., Heft 25).
Felix Lüttge: Auf den Spuren des Wals. Geographien des Lebens im 19. Jahrhundert. Göttingen 2020.
Joshua L. Reid: Whale Peoples and Pacific Worlds. In: Ryan Tucker Jones, Angela Wanhalla (Hrsg.): New Histories of Pacific Whaling. RCC Perspectives. Transformations in Environment and Society 5 (2019), S. 113–118, doi.org/10.5282/rcc/8970.
Mikael Vogel: Tier. Ein Tier schreibt als Mensch ein Gedicht über ein Tier. Berlin 2020.
Lissa Wadewitz: The American Animal Welfare Movement and Pacific Whaling. In: Ryan Tucker Jones, Angela Wanhalla (Hrsg.): New Histories of Pacific Whaling. RCC Perspectives. Transformations in Environment and Society 5 (2019), S. 11–16, doi.org/10.5282/rcc/8957.
Hal Whitehead, Tim S. Smith, Luke Rendell: Adaptation of sperm whales to open-boat whalers. Rapid social learning on a large scale? In: Biology Letters 17 (2021), Nr. 3, https://doi.org/10.1098/rsbl.2021.0030 (VÖ: 17.03.2021).
Bernhard Wörrle: Koloniales Sammlungsgut im Deutschen Museum, Teil 2: Die dunkle Seite der Technik: Koloniale Materialien. In: Blog des Deutschen Museums (VÖ: 05.11.2020).
1 Faltings 2011, S. 30–34.
2 Conan Doyle 2017. Sein Tagebuch galt lange als verschollen und wurde 2012 erstmals auf Englisch in London unter dem Originaltitel „Dangerous Work. Diary of an Arctic Adventure“ veröffentlicht. Er basiert auf der Faksimile-Edition und Transkription des Tagebuchs.
3 Conan Doyle 2017, S. 139.
4 Conan Doyle 2017, S. 79.
5 Conan Doyle 2017, Tagebuch, S. 139.
6 Eine weitere Längenangabe ist in seiner Erzählung „The Captain of the Pole-Star“ (1883) zu finden, vgl. Conan Doyle 2017, S. 265.
7 S. hierzu vertiefend Vogel 2020, S. 31–33.
8 Inwiefern Conan Doyle mit britischen Tierschutzbewegungen in Kontakt gekommen ist, wie dies Wadewitz 2019 für nordamerikanische Walfänger des 19. Jahrhunderts beschreibt, konnte hier nicht untersucht werden. Bemerkenswert ist hier wie dort die Ambivalenz in der Walfangschilderung. Für Amerika schildert Wadewitz 2019, S. 12f., einen populärkulturellen Einfluss durch anthropomorphisierte Tierdarstellungen in Kinder- sowie Lehrbüchern an Sonntagsschulen. Vergleichbare gedruckte Tierdarstellungen gab es in Europa seit dem Spätmittelalter, z.B. als politische Satire in Flugschriften oder als Identifikationsfiguren für Kinder in Werken von E. T. A. Hoffmann oder in Lewis Carrolls Alice in Wonderland von 1865. Sie wurden von europäischen Einwanderern nach Amerika importiert.
9 Ausführlich hierzu Lüttge 2020, S. 141–152.
10 Laut Lüttge 2020, S. 234 ging die zuvor den Walfängern zugesprochene Intelligenz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf den Wal über.
11 Whitehead/Smith/Rendell 2021.
12 Mehr hierzu bei Lüttge 2020, S. 108–139.
13 S. hierzu Wörrle 2020. Im Blogpost ist das Foto eines Lehrmittelkastens zur Margarineherstellung aus den 1950er Jahren mit Walölprobe zu sehen. Es ist anzunehmen, dass ohne Palmöl aus den Kolonien noch mehr Wale zur Gewinnung von Walöl getötet worden wären.
14 Broelmann 2006, S. 147f. Mehr bei Tjernshaugen 2019, S. 114–117, der Zusammenhänge von deutscher, norwegischer und britischer Margarineproduktion aufzeigt.
15 Broelmann 2006, S. 147f. Zur Situation während des Zweiten Weltkriegs mehr bei Tjernshaugen 2019, S. 191–198.
16 Ausführlich mit Schwerpunkt Blauwal Tjernshaugen 2019, S. 199–215.
17 Mehr dazu bei Lüttge 2020, S. S. 26–29, 234. Ähnlich auch Reid 2019, S. 113.
18 S. hierzu Wadewitz 2019, S. 14f.
Neugierig geworden? Weitersehen und weiterlesen!
Weitere (Online-)Ausstellungen zur Navigation und zum Tier:
Sonderausstellung zur kartografischen Navigation im 19. Jahrhundert des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven: „Karten Wissen Meer – Globalisierung vom Wasser aus“: https://www.dsm.museum/ausstellung/ausstellungen/karten-wissen-meer
Sonderausstellung „Tierisch schön?“ im Deutschen Ledermuseum, Offenbach (bis 16.01.2022): https://www.ledermuseum.de/ausstellungen/tierisch-schoen/
VolontärInnenausstellung „HumANimal“ im Badischen Landesmuseum, Karlsruhe (bis 12.09.2021): https://humanimal.landesmuseum.de/
Weitere Sachliteratur zu Walfang, Mensch und Tier:
Auf die Spur des pazifischen Walfangs begibt sich das Rachel Carson Center for Environment and Society in seinem Open-Access-Magazin: Ryan Tucker Jones, Angela Wanhalla (Hrsg.): New Histories about Pacific Whaling, RCC Perspectives. Transformations in Environment and Society 5 (2019), doi.org/10.5282/rcc/8954.
Douglas Adams, Mark Carwardine: Die Letzten ihrer Art. Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde. Aus dem Englischen übersetzt von Sven Böttcher. Hamburg 1991.
Weitere Fiktionen zum Wal(fang):
Olivier Jouvray, Pierre Alary: Moby Dick. Frei nach dem Roman von Herman Melville. Aus dem Französischen von Swantje Baumgart. Bielefeld 3. Aufl. 2020.
Isaac Wens, Sylvain Venayre: Auf der Suche nach Moby Dick. Nach Herman Melville. Aus dem Französischen von Anja Kootz. München 2020.
Ein Monsterwal von einer mittelalterlichen Karte auf Abwegen in einem Kurzfilm von Felix Colgrave: Dry Run (2018).
Mehr über Wale, das Meer und seefahrende Frauen für Kinder:
Ab 6 bis 8 Jahren: Sam Ita: Moby-Dick. Ein Pop-Up Buch. München 2009.
Ab 6 Jahren: Mosaik: Mit den Abrafaxen durch die Zeit. Der weiße Wal. Berlin 2020.
Ab 8 bis 10 Jahren: Ricardo Henriques, André Letria: Das Meer – eintauchen, abtauchen, entdecken. Übersetzt aus dem Portugiesischen von Leo Hübner. München 2019.
Ab 8 Jahren: Online-Buch „Verborgenes Wissen“ zum Thema Frauen in der Seefahrt des Teams „Freiwilliges Soziales Jahr 2021“ am Deutschen Museum: https://www.deutsches-museum.de/angebote/Weltfrauentag-2021
Forschungsprojekt zu den friesischen Seefahrerschulen
Günther Oestmann: „Expertenkulturen zur See und auf dem Land. Transformationen in der nautischen Ausbildung und navigatorischen Praxis in Deutschland im 19. Jahrhundert“. In: L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/seefahrer01?language=de (VÖ Episode 1: 22.09.2021). [Nachtrag]
Beteiligte am Kooperationsprojekt „Fantasiereisen“ – Episode „Wasser“
Gesamtkoordination der Episode „Wasser“; Idee zum Thema „Walfang“: Mareike Wöhler (Deutsches Museum, Wiss. Mitarbeiterin Deutsches Museum Digital)
Idee zum Thema „Landbesitz auf See“: Yannik Scheurer (Zeppelin Museum, Wiss. Mitarbeiter Kommunikation)
Idee zum Thema „Homunculus“: Damian Mallepree (GoetheMoMa, Essen)
Digital Story „Walfang“ des Deutschen Museums (DM)
Gast-Kooperationspartner: Jutta Kollbaum-Weber (Leiterin des Dr. Carl-Haeberlin Friesen-Museum, Föhr); Dr. Volkert F. Faltings (Vorsitzender der Ferring Stiftung, Föhr und Amrum)
Illustrationen: © Tony Millionaire 2021
Idee, Recherche, Text, Digitales Kuratieren (Objekt-, Bild-, Text- und Tonauswahl): Mareike Wöhler (DM, Wiss. Mitarbeiterin DMD)
Programmierung der Digital Story, Medieneinbindung und Animationen: Michael Kaltenberger (DM, Webentwickler DMD)
Hörstücke: © Jens Quedens Verlag 2011, Vorleser: Dr. Volkert F. Faltings (Ferring Stiftung), Bearbeitung: Kerrin Ketels (Redakteurin, Friisk Funk, Föhr)
Walstimme: © Karolin Thomisch, AWI, Dr. Karolin Thomisch (Sektion „Physikalische Ozeanografie der Polarmeere“), Alfred-Wegner-Institut / Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung; Bearbeitung: Alexander Schmidt (DM, Wiss. Mitarbeiter, DMD)
Fotos Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum
Fotos Deutsches Museum: CC BY SA 4.0: Deutsches Museum Digital / Konrad Rainer (DM, Fotograf DMD), Assistenz: Benno Gillmann (DM, Sammlungsmanagement)
3D-Modell Nocturnal: Scans und Erstellung des Modells: Felix Horn (bavarikon); Modellbearbeitung für die Digital Story: Claus Henkensiefken (DM, Wiss. Mitarbeiter DMD); Klärung der Nutzungsrechte (bavarikon): Max Reimann (DM, Wiss. Mitarbeiter DMD)
Showcase-Programmierung (Before/After-Slider): Aleksandar Stajić (DM, Webentwickler DMD)
Fachliche Beratung: Jan I. Faltings und Dr. Volkert F. Faltings (Ferring Stiftung), Jutta Kollbaum-Weber (Friesen-Museum); Daniela Menge (DM, Kuratorin Schifffahrt), Dr. Daniela Schneevoigt (DM, Kuratorin Geodäsie), Christian Winkler (DM, Leiter Benutzungsbetrieb Bibliothek)
Erlaubnis zur Nutzung von Bibliotheksbeständen: Dr. Helmut Hilz (DM, Leiter Bibliothek)
Begleitende Social-Media-Inhalte: Mareike Wöhler (DM), Andrea Geipel (DM, Wiss. Mitarbeiterin DMD), Kristina Hoheneder (DM, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit); Julia Sophie Kreetz (Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum, Wiss. Mitarbeiterin)
Mit besonderem Dank an:
Jan I. Faltings für die Erlaubnis der Aufnahme der Hörstücke aus seinem Buch und Leif Quedens (Quedens Verlag, Amrum) für die Genehmigung der Aufnahme der Hörstücke
Heinrich Dubel Medien- und Verlagsservice (europäische Vertretung des Tony Millionaire) für die Koordination und unterstützende Beratung
Dr. Willem Mörzer Bruyns für die Identifizierung des Oktanten-Herstellers und hilfreiche Hinweise
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Digital Story „Landbesitz auf See“ des Zeppelin Museums (ZM)
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Digital Story „Homunculus“ des Goethe-Morgen-Magazin (GMM)
Idee, Recherche, Text, Koordination: Damian Mallepree (GMM)
Begleitende Social-Media-Inhalte: Damian Mallepree